Seit 13 Jahren legt die DGB-Jugend jährlich einen Ausbildungsreport vor. Für den Report 2020 wurden über 5.000 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen in NRW nach der Qualität ihrer Ausbildung befragt. „Aus der Region Köln-Bonn haben 2.929 Auszubildende aus 51 Berufskollegs an der Befragung teilgenommen“, so der zuständige Jugendbildungsreferent Omer Semmo.
„Der Ausbildungsreport 2020 zeigt erneut: Gut 70 Prozent der Jugendlichen sind zufrieden mit ihrer Ausbildung. In vielen Berufen gibt es aber weiterhin gravierende Mängel bei der Ausbildungsqualität und dem Einhalten rechtlicher Vorgaben. So wird jedem siebten Azubi kein Ausgleich für angefallene Überstunden gewährt, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Hier braucht es mehr und effektivere Kontrollen, um die seit langem bekannten Missstände zu beheben“, erläutert Semmo mit Blick auf die Ergebnisse des Reports.
Mit Sorge schaut der Jugendbildungsreferent auf die kommenden Wochen und Monate. „Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist massiv eingebrochen. Unter dem Einfluss der Pandemie verschärft sich der Rückzug der Betriebe aus der dualen Berufsausbildung nochmals. Bereits in den letzten Jahren bildete nur noch knapp jedes fünfte Unternehmen aus. Dadurch steigt das Risiko der betroffenen Jugendlichen dauerhaft ohne jede berufliche Qualifikation zu verbleiben“, so Semmo.
Die Studie wirft in diesem Jahr einen besonderen Fokus auf die Mobilitäts- und Wohnsituation von Auszubildenden. Der Report zeigt: Zweidrittel der Auszubildenden wollen ein selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden. Doch die Ausbildungsvergütung reicht oft nicht zum Leben, geschweige denn für ein eigenes Zimmer in der Nähe des Ausbildungsortes. „Damit sind viele Auszubildende weiterhin auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen und müssen im heimischen »Kinderzimmer« wohnen bleiben. Selbstbestimmung sieht anders aus“, erklärt der Jugendbildungsreferent.
Mit der Einführung eines Azubitickets für ganz NRW wurde von der Landesregierung im letzten Jahr eine wichtige gewerkschaftliche Forderung aufgegriffen und umgesetzt. Das Ticket stößt in NRW auf großes Interesse. Die aktuelle Preisgestaltung und die Abdeckung mit dem ÖPNV bleiben aber weiterhin erschwerende Faktoren. „Eine Vergünstigung des Tickets und ein Ausbau des ÖPNV-Netzes sind daher wichtige Schritte, jungen Menschen Mobilität zu ermöglichen und die notwendige Flexibilität auf dem Ausbildungsmarkt zu unterstützen“, so Semmo abschließend.