Deutscher Gewerkschaftsbund

25.03.2014

Umverteilen statt vereinbaren

Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, spricht am 1. Mai in Gummersbach

Manchmal reichen Ankündigungen und Absichtserklärungen, um Schwung in eine Sache zu bringen: ElterngeldPlus und Rückkehrrecht in Vollzeit stehen – endlich – im Koalitionsvertrag. Kaum haben sich die Koalitionsparteien auf neue Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie verständigt, da wollen sich die Arbeitgeber beim Thema Familienfreundlichkeit nach eigenem Bekunden in die Pflicht nehmen lassen. Just liegt der Vorschlag verkürzter Familienarbeitszeiten auf dem Tisch, fordern die Arbeitgeber, es ihnen zu überlassen, Lösungen für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu finden. Da darf man gespannt sein!

Elke Hannack

Elke Hannack

Klar gibt es gute Beispiele einzelner Unternehmen, die sich die Familienfreundlichkeit nicht nur ins Firmenlogo schreiben. Aber ein Betriebskindergarten macht noch keine gute Vereinbarkeit aus. Was ist mit den Kolleginnen und Kollegen in den mittleren Unternehmen, in denen das mit der Vereinbarkeit schon schwieriger wird? Welche Möglichkeiten haben die Männer und Frauen mit Familienpflichten in Klein- und Kleinstbetrieben? Was ist mit den Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, in befristeten- oder in Minijobs? Auch heute noch werden vielen Vätern, die den Wunsch nach Elternzeit äußern, Steine in den Weg gelegt. Beschäftigten, die vorübergehend aussteigen wollen, fehlt die Sicherheit, wieder einsteigen zu können. Das ist nicht, was wir unter Vereinbarkeit von Beruf und Familie verstehen!

Was wir brauchen, sind tarifliche und gesetzliche Regelungen: Damit es künftig Regeln gibt, auf die sich jede und jeder berufen kann! Frauen und Männer wollen und brauchen heute alles zusammen: einen Beruf, ein eigenes Einkommen und Zeit für die Familie. Frauen und Männer wollen und sollen in der Lage sein, gleichzeitig erwerbstätig zu sein und gemeinsam Sorgeverantwortung zu tragen. Dafür muss die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt gefördert und die Übernahme von familiären Aufgaben durch Männer unterstützt werden. Da muss – kurz gesagt – neu verteilt werden: Zeit, Geld und Arbeit! Unser Ziel sind nicht nur mehr und besser geschützte Normalarbeitsverhältnisse. Unser Ziel ist vor allem die Neudefinition des Normalarbeitsverhältnisses. Denn moderne Familienpolitik ist ohne die Gleichstellung von Männern und Frauen nicht zu machen!


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