Deutscher Gewerkschaftsbund

30.03.2020

Offener Brief an das Aktionsbündnis Frauen*Streik Köln

DGB-Frauen

DGB-Frauen

Liebe Frauen des Aktionsbündnisses,

mit Bedauern habe ich von eurer Absage zur kooperativen Zusammenarbeit eures Bündnisses mit dem DGB-Stadtfrauenausschuss erfahren. Als langjährige Aktive im DGB Stadtfrauenausschuss, viele Jahre als stellvertretende Vorsitzende und des Weiteren, Mitglied in der Gewerkschaft der Polizei (auch dort viele Jahre aktiv tätig) fühle ich mich persönlich von eurer Absage und der damit verbundenen Ausgrenzung angesprochen.

Ihr argumentiert in eurer Absage an unsere Zusammenarbeit mit "Repressionen, rassistischer Diskriminierung und sexualisierter Gewalt durch die Polizei", die Frauen durch die Polizei erfahren haben und dass ihr "genau diese Frauen", also demzufolge Frauen, die Opfer polizeilichen Handelns geworden sind, auf der Demo dabeihaben wollt.

Als bekennende Feministin habe ich mich in meinem langjährigen Berufsleben als Polizistin und auf Gewerkschaftsebene immer gegen Frauendiskriminierung engagiert und für Gleichbehandlung eingesetzt. Es hat sich viel getan - auch bei der Polizei - wo in Köln mittlerweile ein Drittel der Polizistinnen weiblich ist.

Die Polizei in Deutschland rangiert, was ihr Image und ihr Ansehen in der Bevölkerung anbelangt, weit oben.

Ich finde es befremdlich, dass ihr mit der pauschalisierten Verurteilung "der Polizei" ein plakatives Freund-Feind-Bild zeichnet. Das ist diskriminierend und grenzt engagierte Kolleginnen und Kollegen in der Gewerkschaft der Polizei aus.

Meine Kolleginnen im Streifendienst erfahren heute mehr denn je in ihrem Alltag eine zunehmende Herabsetzung und Entwürdigung. Sie werden als "Fotzen" und "Schlampen" bezeichnet. Aber nicht nur Polizistinnen, sondern viele andere Frauen, sei es als Mitarbeiterin beim Ordnungsamt, im Rettungsdienst oder in den Krankenhäusern machen diese Erfahrungen. Ganz zu schweigen von zahlreichen sexistischen Anfeindungen gegenüber Journalistinnen. Eine Verrohung der Sprache und der Umgangsformen greift um sich. Frauen sind verachtenden Tweets, entwürdigenden Äußerungen in den sogenannten Sozialen Medien und Verunglimpfungen vielfältigster Art auf antifeministischen Hetzportalen ausgesetzt. Rechtspopulismus geht erwiesenermaßen mit Frauenverachtung einher.

Deshalb ist wichtig, dass wir gemeinsam die Errungenschaften der Frauenbewegung verteidigen und fortführen.

Gefragt sind: Zusammenhalt, solidarisches Handeln und eine klare Sprache gegen Sexismus, Gewalt an Frauen*, (rechte) Frauenhetze und geschlechterbezogene Diskriminierung.

Solidarisch ist man nicht alleine! Nur gemeinsam sind wir stark!

Nicht nur im Rahmen des Internationalen Frauentages am 8. März - sondern jeden Tag - ist es wichtig, aktive Mehrheiten zu gewinnen und uns nicht gegenseitig auszugrenzen.

Mit solidarischen Grüßen

Helma Skiba
Mitglied der Gewerkschaft der Polizei im DGB-Stadtfrauenausschuss Köln


Für den DGB-Stadtfrauenausschuss Köln

Janine Pollex
Vorsitzende

Kerstin Packert
Stellvertretende Vorsitzende

Karin Bernhardt
Gewerkschaftssekretärin DGB-Region Köln-Bonn


Nach oben